Die Bibliothek der Schwarzen Magie 1 by Nuttall Christopher

Autor:Nuttall, Christopher
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Blanvalet Verlag
veröffentlicht: 2014-11-26T00:00:00+00:00

Kapitel 20

Jemand flüsterte ganz hinten in ihrem Bewusstsein. Elaine konnte ihn zwar hören, jedoch keine Worte ausmachen. Die Stimme klang nicht angenehm; sie klang verstimmt, beinahe gereizt. Elaine versuchte, genau hinzuhören; mit dem Verstand begriff sie kaum, was mit ihr geschehen war, als sie eine Flutwelle des Schmerzes traf. Sie schrie, die Augen weit aufgerissen. Sie konnte sich nicht bewegen …

Ihre Hände waren gefesselt. Schlimmer noch, ihre Hände waren an die Decke gefesselt und ihre Füße am Boden angekettet. Ungläubig suchte sie sich zu besinnen, bevor sie sich daran erinnerte, was kurz nach der Beschwörung geschehen war. Jemand hatte ihr Zimmer durch ein Spiegelportal betreten und sie betäubt. Und dann … musste sie bewusstlos gewesen sein, während sie durch die Tunnel auf der anderen Seite des Spiegels geschleppt worden war. Ein Gefühl der Mutlosigkeit überwältigte sie, als sie begriff, dass sie wahrscheinlich meilenweit von Inquestor Zorn entfernt war. Sie hätte niemals nach Ida kommen dürfen. Es war ein schrecklicher Fehler gewesen.

»Sie ist wach«, sagte jemand. Die Stimme klang nicht vertraut. »Sie sollte nicht mehr als ein paar Minuten brauchen, um sich von dem Fluch zu erholen, der sie betäubt hat. Vielleicht weniger, wenn sie diejenige ist, die ihr sucht.«

»Ich suche den Bücherwurm«, dröhnte eine Stimme. Elaine schaute sich um und erblickte schließlich einen Mann mit Kapuze, der sich über eine Kristallkugel beugte. In der Schule der Einzigartigen hatte man versucht, Elaine und ihren Klassenkameraden beizubringen, wie man eine Kristallkugel mit Magie erfüllte, um Kommunikation über weite Strecken zwischen Städten, Gemeinden und militärischen Verbänden herzustellen, aber nur eine Handvoll ihrer Mitschüler hatte die Kunst gemeistert. Gute Positionen und bessere Gehälter waren ihnen sicher, sobald sie ihren Abschluss gemacht hatten. »Es muss diejenige sein, die wir suchen.«

Der Mann mit der Kapuze stand auf und kam auf Elaine zu, die versuchte zurückzuweichen. Über ihr spannten sich die Ketten und zogen ihre Hände schmerzhaft nach oben. Der Kerker – sie war sich sicher, dass sie sich in einem Kerker befand – war verzaubert, um zu verhindern, dass gefangene Straftäter entkamen. Es hatte keinen Sinn, Verbrecher in einen verschlossenen Raum zu stecken, ohne irgendeine Sicherheitseinrichtung zur Bewachung zu haben. Elaine wäre vielleicht in der Lage gewesen, sie zu bannen, wenn sie nur ihren Zauberstab gehabt hätte, aber er war nirgends zu sehen. Und kein Mensch konnte hoffen, klüger zu sein als eine Sicherheitseinrichtung. Sie würde es nie bis zur Tür schaffen, bevor sie ihr vor der Nase zuschlug.

»Du bist unsere Gefangene«, informierte sie der Mann mit der Kapuze. Sein Blick wanderte über ihren nackten Körper, und er beobachtete mit mitleidlosem Vergnügen, wie Elaine leuchtend rot anlief. »Es besteht absolut keine Hoffnung, sich unserem Zugriff zu entziehen. Wenn du jetzt kooperierst, wird uns das motivieren, dir nicht mehr wehzutun, als unbedingt notwendig ist.«

Eine der Hexen aus den Büchern, die Daria ständig las, hätte ihm wahrscheinlich ins Gesicht gespuckt, aber die hatten ja auch die ultimative Macht – den Autor – auf ihrer Seite. Elaine starrte ihn an und gab sich alle Mühe, sich ihre Angst nicht anmerken zu lassen.

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